Entscheidungen  Bundesspruchkörper  BGH  2018 

BGH, Beschluss vom 14.11.2018, XII ZB 107 / 18

Leitsatz (amtlich):

1. Die erforderliche Konkretisierung einer Patientenverfügung kann sich im Einzelfall bei einer weniger detaillierten Benennung bestimmter ärztlicher Maßnahmen durch die Bezugnahme auf ausreichend spezifizierte Krankheiten oder Behandlungssituationen ergeben. Ob in solchen Fällen eine hinreichend konkrete Patientenverfügung vorliegt, ist dann durch Auslegung der in der Verfügung enthaltenen Erklärungen zu ermitteln (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 8. Februar 2017, XII ZB 604/15, BGHZ 214, 62 = BtPrax 2017, 120).

2. Urkunden über formbedürftige Willenserklärungen sind nach allgemeinen Grundsätzen auszulegen. Außerhalb der Urkunde liegende Umstände dürfen dabei aber nur berücksichtigt werden, wenn der einschlägige rechtsgeschäftliche Wille des Erklärenden in der formgerechten Urkunde einen wenn auch nur unvollkommenen oder andeutungsweisen Ausdruck gefunden hat.

3. Die vom Beschwerdegericht vorgenommene Auslegung einer Patientenverfügung kann vom Rechtsbeschwerdegericht grundsätzlich nur darauf überprüft werden, ob der Auslegungsstoff vollständig berücksichtigt worden ist, ob gesetzliche oder allgemein anerkannte Auslegungsregeln, sonstige Erfahrungssätze oder die Denkgesetze verletzt sind oder ob die Auslegung auf Verfahrensfehlern beruht.

Zitierung:
BGH, 14.11.2018, XII ZB 107 / 18
Bundesland:
- ohne Zuordung -
Fundstellen:
BtPrax 2019, S. 27 (Leitsatz, Gründe)
FamRZ 2019, S. 236 (Leitsatz, Gründe)
FF 2019, S. 86 (Leitsatz)
FuR 2019, S. 153 (Leitsatz, Kurzwiedergabe)
GesR 2019, S. 105 (Leitsatz, Gründe)
JA 2019, S. 227 (Leitsatz, Kurzwiedergabe)
MDR 2019, S. 104 (Leitsatz, Gründe)
NJW 2019, S. 600 (Leitsatz, Gründe)
NZFam 2019, S. 73 (Leitsatz, Gründe)
RuP 2019, 45 (Leitsatz, Gründe)
ZEV 2019, S. 94 (Leitsatz, Gründe)
ZErb 2019, S. 38 (Leitsatz, Gründe)
ZNotP 2019, S. 29 (Leitsatz, Gründe)